Interview Herr Rieck (29. November 2016)

Alex N.: In vorherigen Interviews meinten ihre Mitarbeiter, dass sie schon in der Kindheit davon geträumt hatten, Lehrer zu werden. Wie sah das bei Ihnen aus?
Holger Rieck: Ganz einfache Geschichte: Ich habe, glaub ich, während meiner gesamten Schulzeit nie eine andere Note in Mathe bekommen als `ne 1. Ich war in manchen Klassenarbeiten der einzige in der ganzen Schule (auf der gleichen Klassenstufe) der eine 1 bekommen hat in die Arbeit. Also von dem her war Mathe nicht unbedingt mein Lieblingsfach, sondern das, was mir am leitesten fiel. Ja, Mathematik ist Logik. (Alex N.: Sagen Sie das meiner Mathe-Semesterarbeit.). Logik kann man sich bis zu einem gewissen Grad anerziehen, aber man muss sie auch haben. Und damit kann man natürlich dann Haus halten. Und mein Mathematiklehrer, leider ist er früh verstorben, weil er mit dem System in der DDR nicht klarkam, sagte mir dann irgendwann in der 5. Klasse, nachdem ich zum wiederholten Mal als Fünftklässler in die 10. Klasse gehen musste um denen an der Tafel zu erklären, wie man eine Gleichung lost: „Rieck, du wirst Mathelehrer.“. Ich kann euch noch genau sagen wo diese Stelle war wo er mir das gesagt hat; und ab dem Moment war für mich klar… Ist doch logisch, ne: „Schule gefallt dir, hast es leicht in der Schule, hast also immer Ferien, warum wurdest du das dein ganzes Leben lang nicht machen?“.
Alex N.: Aber dabei sind Sie auch Physik- und Infolehrer…
Holger Rieck: Physik war… Physik entstand durch Bastelei… Also ich habe im Alter von 10-11 Jahren meinen ersten Verstärker zusammengesetzt, mit „Trial-and-Error“-Methoden. Mein Schulfreund kann davon viel mehr erzählen, denn der stand immer am Sicherungskasten, wenn die Sicherung rausflog, dann war’s falsch… Ja… so bin ich zu Physik gekommen. Und eigentlich, Computer, also Informatik, ist ja auch so, mein Steckenpferd. Computer wollte ich eigentlich nie anrühren. Irgendwann habe ich so ein Ding in die Finger bekommen und wie das bei mir immer so ist, wenn das Ding 4 Schrauben hat, dann werden die Schrauben erstmal aufgeschraubt, dann wird mal geguckt was drin ist: wie sieht der Prozessor aus, kann man das Ding nicht irgendwie mal schneller machen. Dann habe ich mit Prozessor-upgrading angefangen. Ich habe als Student, zum Beispiel, den Eltern meiner Kollegen die Computer modernisiert. Ich hatte dann so einen „speziellen“ Handler zu dem ich gegangen bin, habe mir ein neues Motherboard, einen neuen Prozessor und noch geguckt wie das mit dem Speicher passt und hab dann damit mein Geld fürs Studium verdient. Die waren dann alle zufrieden. Alle zwei Jahre hatte ich dann eigentlich wieder den gleichen PC auf dem Tisch und dann wurde ein neues Herz eingepflanzt und dann ging es. So bin ich zur Informatik gekommen. In Chile durfte ich die ganze Zeit Informatik unterrichten. In Deutschland eher nicht, da ich kein Papier dafür hatte. Dann habe ich das Papier gemacht, bin nochmal im Alter von fast 50 studieren gegangen nach Rostock an die Uni und habe 4 Jahre lang Informatik studiert.