Hohe Mathematik in Hessen – unsere Schülerin Ana Duguleanu berichtet vom Finale des Bundeswettbewerbs Mathematik

“Nach der Teilnahme an der 2. Runde des Bundeswettbewerbs Mathematik kam die Nachricht, dass ich einen 1. Preis erhalten habe und somit zur 3. und letzten Runde des Wettbewerbs in Deutschland eingeladen wurde. Ich habe mich extrem gefreut und mich begeistert auf die Reise vorbereitet.

Die Finalrunde, welche aus einem einstündigen mathematischen Fachgespräch mit einem Universitätsprofessor und einem Mathematiklehrer der Oberstufe bestand, fand zwischen dem 6. und 7. Februar in Hofgeismar statt. Die Stadt liegt in Hessen, etwa 21 km von Kassel entfernt und wirkte bei meiner Ankunft, um etwa 21 Uhr, recht angsteinflößend. Die Straßen waren nur leicht beleuchtet und man konnte weit und breit kein Geräusch hören. Außer dem Kellner im Restaurant traf ich keinen anderen Menschen. Ich fühlte mich wie am Ende der Welt! Als ich am nächsten Morgen jedoch aufwachte, überraschte mich Hofgeismar mit seiner Schönheit. Zwischen den grünen Hügeln befand sich eine reizende stille Stadt, mit typisch deutschen Häusern und netten Menschen.

Ich machte mich auf den Weg zur Evangelischen Tagungsstätte, wo die 3. Runde des Wettbewerbs stattfinden sollte. Dort begegnete ich Universitätsprofessor*innen und Mathematiklehrer*innen der Oberstufe, aber auch 39 anderen Schüler*innen und Student*innen, für die Mathematik ebenfalls eine Leidenschaft war und die an der Mathematikolympiade in Deutschland, an der IMO (Internationale
Mathematikolympiade) und an der EGMO (Europäische Mathematikolympiade für Mädchen) teilgenommen hatten. Unter den Teilnehmenden waren nur acht Mädchen und ich war die einzige
Teilnehmerin aus dem Ausland, was sich anfangs ziemlich komisch anfühlte. Jedoch fühlte ich mich vom ersten Augenblick an willkommen. Da mein Kolloquium erst am 7. Februar stattfinden sollte, konnte ich mich den ganzen 6. Februar entspannen und mit dem Rest der Teilnehmenden gemütlich diskutieren und Karten spielen. Ich hatte auch einen Beitrag für das Rahmenprogramm vorbereitet: Ich spielte eine Nocturne von Chopin am Klavier und hielt eine Präsentation zum Thema Raumorientierung, die ich für die Bundesfinale von Jugend Präsentiert vorbereitet hatte.

Am nächsten Tag fand dann mein Kolloquium statt. Wir besprachen zuerst meinen eingereichten Lebenslauf, vor allem diskutierten wir über meine Leidenschaft für die Funktionsweise des menschlichen Gehirns und KI, aber auch für klassische Musik und Klavierspielen. Nach diesen fünf Minuten fing eigentlich die Mathematik an. Wir begannen mit Geometrie. Ich bewies die Gerade von Euler und den Feuerbachkreis mithilfe der zentrischen Streckung und wir diskutierten auch über die Länge der Strecke OI (O – Mittelpunkt des Umkreises, I – Mittelpunkt des Innenkreises) und über die daraus hergeleitete Ungleichung von Euler. Diese Fragen konnte ich leicht beantworten und ich fühlte mich ziemlich zuversichtlich. Dann stellte mir der Universitätsprofessor folgende Aufgabe vor: Ein Vieleck mit n Seiten wird gegeben. Wie kann man den Flächeninhalt der Figur, deren Punkte einen Abstand ε zu den Punkten des gegebenen Vieleckes haben, in Abhängigkeit des Flächeninhalts des gegebenen Vieleckes schreiben? Diese Frage war ein bisschen schwieriger, jedoch konnte ich sie auch beantworten. Nun folgte ein neuer Bereich: Kombinatorik. Hier sprachen wir über Partitionszahlen, bzw. über die Partitionsfunktion und bewiesen sie mithilfe von geometrischen Reihen. Dann wurde ich gefragt, wie viele Möglichkeiten es gibt, dass sich 12 Leute miteinander streiten, was eine typische Aufgabe der Kombinatorik ist. Wir diskutierten noch über Variationen dieser Aufgabe – und das war es. Eine Stunde war schon vorbei! Ich hatte es gar nicht gemerkt, die Diskussion hatte mir Spaß gemacht und die Zeit verging wie im Flug. Es war ein sehr fortgeschrittenes Gespräch über Mathematik, bei dem man von einigen gegebenen Aufgaben ausging und diese aus mehreren Perspektiven aufgriff.

Eine Woche später wurden die Bundessieger bekanntgegeben. Ich gehörte leider nicht mit dazu, was ich eigentlich schade fand, weil ich die Fragen gut beantwortet habe. Jedoch war meiner Meinung nach schon die Erfahrung sehr interessant. Ich habe Schüler*innen und Student*innen kennengelernt, die sich für Mathe begeistern, Erfahrung mit der deutschen akademischen Welt gemacht und einige schöne Tage in Hofgeismar erlebt. Ich werde dieses Erlebnis auf jeden Fall nie vergessen. Dieses Jahr nehme ich wieder am Wettbewerb teil und hoffe auf mindestens so gute Ergebnisse!”