Interview mit Frau Mann

D.R.: Sie leben schon seit 6 Monaten in Bukarest. Sind die Vorurteile, welche fast alle Ausländer über Rumänien haben, gerechtfertigt?

S.M.: Zunächst müssen wir uns über die Vorurteile unterhalten. Was meinst du denn genau mit „Vorurteilen“?

D.R.: Die Menschen seien sehr arm, der Glaube, das Land sei arm und hässlich….

S.M.: Also, das Land ist mit Sicherheit nicht hässlich, ganz im Gegenteil, es ist ein wunderschönes Land, das alles zu bieten hat: Meer, Gebirge… Bukarest selbst finde ich auch sehr spannend. Es ist eine pulsierende Stadt und vom Aufbau her sehr interessant. Was ich in Bukarest nicht mag, das ist der Verkehr. Den finde ich ganz furchtbar. Ich habe längere Zeit in Frankreich gelebt und von den Franzosen sagt man, sie fahren wild, aber ich finde , dass hier jeder fährt, wie er denkt und dann gibt es plötzlich 6 Autos nebeneinander auf einem Streifen. Also alles viel wilder als in Frankreich!! Ich habe mein Fahrrad mit hierher gebracht, aber unter der Woche traue ich mich nicht so richtig mit dem Fahrrad zu fahren, das ist mir zu gefährlich. Was mich noch sehr an Bukarest stört, sind diese wunderschönen Häuser, die verfallen. Manchmal macht mich auch traurig, dass die Menschen so gehetzt sind.

D.R.: Schon fast alle Lehrer der DSA, die ich interviewt habe, sagten, sie hätten schon in ihrer Kindheit davon geträumt, Lehrer zu werden. Ist das bei Ihnen auch so?

S.M.: In meiner Kindheit wollte ich irgendwann mal Musikerin werden, dann wollte ich im Sportbereich was machen und lange, lange Jahre wollte ich eigentlich Tiermedizin studieren. Ich habe mich aber parallel immer sehr, sehr gerne mit Sprachen beschäftigt und dann gab es irgendwie nur ganz wenige Möglichkeiten nach dem Abi an einer Uni Tiermedizin zu studieren und da ich damals in Hamburg war und es keine Möglichkeit gab, Tiermedizin zu studieren, habe ich gesagt, ich studiere jetzt Germanistik und Romanistik. Danach war die Frage, was ich jetzt mache: Soll ich auf ein Dolmetscherinstitut gehen, um zu übersetzen oder gehe ich in den Schuldienst und ich habe dann den Schuldienst gewählt. Es ist eine schöne Sache, da man viele Anlagen, die man selbst hat, mit einbringen kann in diesen Beruf. Die musische Anlage, wenn man Musik mag, beispielsweise. Ich unterrichte auch Theater. Außer Deutsch und Theater habe ich in Hamburg auch Französisch unterrichtet.