Frau Weiß

1.Sie sind ab diesem Jahr Lehrkraft an unserer Schule. Wie gefällt es Ihnen?

Mir gefällt es sehr gut hier in Bukarest. Ich habe meinen Sommerurlaub für die „Anreise“ genutzt und auf diese Weise schon viel gesehen. Ich habe mich über das frische Mineralwasser in Lipova gefreut, bin mit dem Fahrrad ins Astra Museum in Sibiu gefahren, bin durch verlassene Orte in Siebenbürgen gewandert, habe in Gästehäusern bei Wehrkirchen übernachtet, die Berggipfel der Karpaten im Nebel gesehen und im Donaudelta Pelikane, Wasserbüffel und wilde Pferde erlebt. Es ist toll hier zu sein und ich bin beeindruckt von den Gegensätzen in jeder Hinsicht.

Haben sich Ihre Erwartungen in Bezug auf Rumänien und die Schule erfüllt?

Ich hatte im Februar schon einen kleinen Einblick bekommen und mich dann ganz bewusst für Bukarest entschieden. Allerdings musste ich anschließend mit einigen Vorurteilen in Bezug auf Rumänien vor meiner Abreise kämpfen. Viele Freunde und Kollegen haben mich immer wieder gefragt, was ich denn hier wolle, dass es sicher gefährlich sei, dass hier alle Menschen sooooo arm seien etc.
Nun bin ich da und hatte nur Erwartungen an mich, denn ich denke, dass es in/an jedem selbst liegt, glücklich oder zufrieden zu sein. Ich hoffe, dass die zwei Jahre eine schöne Zeit werden, ich möchte gute Arbeit leisten und ein fremdes Land kennenlernen, neue Menschen treffen und endlich Rumänisch lernen.
In Bezug auf die Schule kann ich nur sagen, dass hier viele Dinge anders sind, als ich es von meiner alten Schule kenne und ich im Moment dabei bin, mich in alles Neue hineinzudenken, nichts zu vergessen und sicher manchmal etwas planlos bin, aber das ist immer so, wenn man irgendwo neu startet. Bisher fühle ich mich sehr wohl und gut aufgenommen.

2.Wo haben Sie vor Rumänien gearbeitet?

Ich habe im Norden gearbeitet, dort habe ich auch studiert. Mein Referendariat habe ich in der Nähe von Kiel in Bad Segeberg absolviert und dann habe ich zwei Jahre in Lübeck an der Ernestinenschule, einem Gymnasium, unterrichtet.

3.Gibt es einen großen Unterschied zwischen der deutschen und der rumänischen Schule?

Sicher gibt es immer Unterschiede, wenn man zwei verschiedene Schulen vergleicht. Allerdings kann ich dazu nur wenig sagen. Ich kenne nicht „die“ deutsche Schule und hier in Bukarest kenne ich bisher nur das Goethe-Kolleg und dieses auch erst seit Anfang September, da ist es schwierig deine Frage zu beantworten… Ich kann aber sagen, dass die Schüler hier sehr freundlich sind!

4.Wieso sind Sie ausgerechnet Lehrerin für die Fächer Geschichte und Deutsch? Die exakten Fächer haben Sie als Schülerin nicht gemocht?

Ich wollte schon immer gern Lehrerin werden, sogar als ich selbst noch gar nicht in der Schule war. Für Geschichte habe ich mich am Gymnasium dann recht schnell begeistert und so stand dieses Fach dann fest. Deutsch habe ich schließlich als zweites Fach gewählt, bei dieser Entscheidung bin ich eher meinem Bauchgefühl gefolgt. In der Uni hat mir dann Deutsch tatsächlich mehr Spaß gemacht als Geschichte. Das hätte ich zuvor nicht gedacht.
Als Schülerin habe ich in der Oberstufe nicht gern Geschichte gehabt und mich auch für den Leistungskurs in Physik entschieden, in dem ich als einziges Mädchen saß. Das war nicht immer schön! Daher kann ich nicht sagen, dass ich die „exakten“ Fächer nicht mag, aber studieren wollte ich dann nicht auch noch als einzige zwischen den ganzen Jungs…

5.Aus meiner Sicht ist Lehrer sein sehr anstrengend. Wie ist es wirklich?

Mir macht es viel Freude zu unterrichten und ich arbeite gern. Da bin ich in diesem Beruf schon ziemlich gut aufgehoben, denn hier gibt es immer etwas zu tun, man ist eigentlich nie ganz fertig mit der Arbeit, könnte immer noch etwas vorbereiten, ein neues Buch lesen, eine Arbeit korrigieren, ein Elterngespräch führen, eine Mappe kontrollieren, eine Liste ausfüllen usw. Das ist manchmal schon sehr anstrengend, aber das sind andere Berufe sicher auch in einer anderen Hinsicht…und ich habe es mir so ausgesucht.

6.Wie steht’s mit Filmen und Büchern? Gibt es noch Zeit dafür?
Mal ja, mal nein. In Vorbereitung auf meinen Einsatz in Rumänien gab es so viel zu tun, dass ich nicht mehr gelesen habe, dafür brauche ich Ruhe und will nicht unter Druck sein. Letzte Woche habe ich aber von einer Schülerin aus meiner Klasse ein deutsches Buch ausgeliehen bekommen und es gleich ganz verschlungen. Das war mal wieder richtig schön, mit einem Kaffee in der Küche zu sitzen und zu lesen.
Ins Kino habe ich es aber dann doch noch manchmal geschafft. Ich bin ein großer Filmefan und habe auch selbst während des Studiums im Kino gearbeitet. Das war sehr praktisch, weil man dann alle Filme so oft man wollte umsonst sehen konnte. Einfach toll!! Hier in Bukarest werde ich dann wohl im Kino mein Englisch trainieren können, mal sehen, bisher war ich hier noch nicht im Kino.

7.Machen Sie mir schnell eine Top 3 Lieblingsfilme und -bücher.

Filme: Im Juli, Solino und Stolz und Vorurteil

Bücher: Anna Karenina, Antigone und Tonio Kröger

… das ist die spontane Liste, aber die ist ja vielleicht auch am besten.