Herr Meyer-Adams

Haben Sie sich schon ein Bild gemacht?
 
Natürlich. Vieles hat sich nicht bewahrheitet. So fühle ich mich in Bukarest zum Beispiel sehr sicher, ich wurde auch als Ausländer noch nie bedroht. Als gefährlich empfinde ich allerdings einige Straßenhunde, zum Beispiel den schwarzen Hund, der auf unserer Straße lebt. Fast täglich beißt er einen Passanten, die Rumänen scheint das aber nicht weiter zu stören. In Deutschland wäre so ein Tier schon lange im Tierheim.
Begeistert bin ich vom tollen Wetter, ich dachte vorher, in Rumänien wäre es kalt und es würde den halben Tag regnen.
 
Es ist also nicht schwer gewesen, sich an Rumänien anzupassen?
 
Doch, für die Kinder war es schwer. Es gibt hier zum Beispiel kaum Sportvereine, bei denen man sich einfach anmelden kann, um mit anderen Fußball zu spielen. Das muss man als Eltern alles privat organisieren.
Wegen des Straßenverkehrs (und den Hunden) wollten wir unsere Söhne auch nicht allein auf der Straße spielen lassen. Mit der Zeit findet man aber Orte zum Spielen und andere Eltern mit den gleichen Problemen. Wenn man offen ist, trifft man schnell andere Menschen, dann wird alles einfacher. Das werdet Ihr auch merken, wenn Ihr ins Ausland geht.
 
Gibt es Ihrer Meinung nach Unterschiede zwischen den Schülern in Deutschland und den Schülern hier?
 
Ja, die rumänischen Schüler sind etwas neugieriger. Sie sind ein wenig motivierter und selbstständiger, was die Organisation der Klassengeschäfte betrifft. Sie sind auf der anderen Seite  sehr notenfixiert und vergleichen sich ständig mit ihren Klassenkameraden. Das halte ich teilweise für übertrieben. Noten sagen meiner Meinung nach wenig bis nichts über den Wert und Charakter eines Menschen aus, nur über den Menschen als Schüler.
Die Notenfixierung zeigt sich besonders nach der letzten Katalognote, da hört der überwiegende Teil der rumänischen Schüler einfach auf zu arbeiten, lässt sich kaum motivieren, sitzt einfach nur rum oder spielt an seinem Handy.
Aber genug gejammert, mir macht die Arbeit mit rumänischen Schülern viel Spaß, letztlich sind die Unterschiede zu deutschen Schülern auch nicht so gravierend, die Gemeinsamkeiten überwiegen.